…fand ich noch diese Juwelen
Wenn ich die Via Toledo in Neapel entlang schlendere, ist mein erster Halt die Hausnummer 214. Gay Odin ist ein kleiner Laden, bei dem das Eintreten von einer knarrenden Ladentür begleitet wird und man sofort in Mitten einer Duftwolke von Schokolade und süßen Essenzen steht. Die Regale sind vollgepackt mit Schokolade, Pralinen und einer handvoll Eissorten aus der hauseigenen Herstellung.
Mit dem Schokoladeneis und der Schokolade la Foresta Nera (= Schwarzwald), welches mein Favorit ist, hat sich die Manufaktur in der Stadt einen Namen gemacht. Mit dem Spachtel wird es entweder in den Pappbecher gestrichen oder in eine Eiswaffel gespachtelt. Das Eis wird solange mit der Spachtel von der Eiswaffel hochgezogen bis sich am Ende eine Eislocke bildet. Stolz überreicht der Verkäufer mir die eiskalte Süßspeise und ich laufe mit dieser erfrischenden Köstlichkeit die Via Toledo hinauf, in Richtung Altstadt Spaccanapoli.
Die Via Toledo ist trotz ihres Zerfalls modern, es reihen sich, wie in jeder anderen Stadt, die zahlreichen Geschäfte und Modeketten aneinander. Die Polizei im Auto oder zu Pferd ist hier immer präsent. Die Via Toledo führt entlang des Spanischen Viertel, was mit einer gewissen Vorsicht zu betreten ist, aber auf jeden Fall besichtigt werden sollte.
Was mich immer wieder begeistert, sind die Menschen, die ihren Alltag in dieser Stadt improvisierend meistern. Beispielsweise in ein zu großes Clown Kostüm reinschlüpfen und versuchen die Aufmerksamkeit des Strassenpublikums auf sich zu ziehen. Andere fangen einfach auf der Straße an zu singen oder Poesien vorzutragen. Die berühmten Hütchenspieler sind sowieso überall zu finden. Man sucht sich eben eine Aufgabe, für das tägliche Überleben.
Bei Scartuchio in der Piazza S. Domenico Maggiore,19 genehmige ich mir ein leckeres Schokoladentörtchen, für welches er berühmt ist. Dieser Laden im historischen Viertel der Stadt wird sowohl von Künstlern wie auch von Politikern aus aller Welt zum Genuss des süßen Stückchens besucht. Hier mache ich mir als einige Notizen über den Besuch dieser Stadt oder schaue dem interessanten Publikum, welches sich in der Piazza tummelt, zu. Es lohnt sich einfach länger sitzen zu bleiben, um dann ausgeruht die Sehenswürdigkeiten, die von hier aus nicht weit entfernt sind, zu besichtigen.
Neapel zu besuchen ohne mir einen Caffé Scecherato bei Gambrinus in der Via Chiaia,1/2 zu gönnen, das wäre ja tödlich! Üblicherweise trinke ich am Tresen meinen Kaffee, bei dem die Zubereitung dieses Getränks auch zum Besuch der Bar schon ein Erlebnis ist. Hier wechsle ich ein paar Worte auf Neapolitanisch mit einem der eleganten Barista und sehe dabei gerne seinem gekonnten Umgang mit dem Shaker zu. Der bereits gefrorene und gezuckerte Kaffee wird im Shaker so lange geschüttelt bis der Kaffee ein Schaum bildet. Auf Wunsch wird ein Schuss Likör beigefügt. Dann wird der Kaffee in einem von Eiswürfeln vorgekühlten Kristallglas, gefüllt. Ein Hauch von Kakaopulver wird über den Schaum gestreut und eine geröstete Kaffeebohne vorsichtig auf den Kaffeeschaum gelegt. Der Barista in seinem weißen Blaser hinter dem Tresen lässt den Blick nicht von meinem Glas. Jedesmal erzählt er mir die gleiche Story von den kostbaren Kristallgläsern des Hauses und jedesmal versichere ich ihm, dass ich keines dieser Gläser mitgehen lasse, denn sie gehören in diesen heiligen Hallen der Bel Epoche Zeit hinein.
Von hier aus ist meine letzte Station die Galerie Umberto I. Ein süßer Duft von neapolitanischen süßen Stückchen weht mir beim Schreiben dieser Zeilen um die Nase und Nostalgie macht sich in meinen Erinnerungen breit. Bei Da Mary hole ich mir eine Sfogliatella. Eine Anlaufstelle für jeden Heimischen, denn hier gibt es den Baba getränkt in Vermouth, die Zeppola und eben meine geliebte Sfogliatella. Zu Zeiten von Mary konnte man seine Alltagssorgen noch dazu loswerden und bekam einen guten Rat auf den Weg. Den Kaffee holt man sich in der Galeria an der Bar und die Zigarette gab es bei der alten Dame, die mit einem Tuch zugedecktem Körbchen am Arm dastand und dessen Inhalt sie mit Zigarettenstangen gefüllt hatte. Bei dieser Dame kaufte ich mir immer ein Päckchen Marlboro und hielt mich um eine Zigarettenlänge bei ihr auf. Unsere Gespräche wurden oft mit dem Satz beendet und von ihrem breiten Grinsen untermalt, dass ich viel zu jung für das Rauchen wäre.
Sie wurde von allen geschützt und wusste genau was in dieser brodelnden Stadt vorging. Diese Dame liebte ich für ihren Mut.
Zu einem Neapel Besuch gehört es, vorsichtig zu sein, um in dieser Stadt, welche sich ihre Identität niemals stehlen lässt, das süße Stückchen genießen zu dürfen!
Ich will Eis! Italienisches! Gelato! Prego! Subito! Grazie!
LikeGefällt 3 Personen
Sehr gerne gehe ich mit dir Eis essen Dieter … so bald wie möglich. Ich wünsche dir einen wunderschönen verzuckerten Sonntagnachmittag 🦋
LikeGefällt 2 Personen
Da musst du in Italien oft bis Anfang Februar warten, im Winter sind die meisten Gelaterien leider geschlossen.😎
LikeGefällt 2 Personen
Ich warte bereits schon lange…und wer weiß, ob ich im Sommer nach Italien reisen kann❤️
LikeGefällt 2 Personen
Ich drücke die Daumen! 😊
LikeGefällt 1 Person
Ich danke dir von Herzen
LikeGefällt 1 Person
da bekommt man FERNWEH….. und Sehnsucht nach anderen, spannenden und imposanten Orten…..
wie schön und liebevoll du das beschrieben hast…. da ist Herz, viel Herz und Liebe dabei.
Danke für die gedankliche UrlaubsReise ⛵🌴
LikeLike
Vielen lieben Dank für das Lesen meiner Erinnerungen welche ich sehr gerne mit dir teile.
Liebe Grüße und einen schönen Sonntagabend, Maria
LikeGefällt 1 Person
Was für ein wunderbarer Beitrag. Man bekommt richtig Sehnsucht,die unvergleichliche Stadt mit Dir intensiver zu erkunden und die einzigartige Ess- und Kaffe-Kultur sowie die unverwechselbare Mentalität der Napolitaner zu genießen. Ich war leider nur zweimal dort, immer nur für kurze Zeit.
Liebe Grüße Marie
LikeLike
Liebe Marie, ich glaube das wir in dieser Zeit ein bisschen Träumerei gut tut und ich freue mich auch jedesmal auf deine Rückmeldung. Liebe Grüße Maria
LikeGefällt 1 Person
Ach ist das schön Maria 😊❤️genau passend in diese Zeit . Man schlendert mit dir mit 😊voller schöner Eindrücke , sogar die geschmacksnerven rufen nach Eis 😄wundervoll geschrieben wie immer👌👌
Lass uns mal wieder telefonieren , freu mich .
Liebe Grüße Mona ❤️
LikeLike
Mona am liebsten würde ich sofort meine Koffer packen und mit dir nach Neapel fahren. Durch die kleinen Gassen schlendern und dir die Schätze dieser Stadt zeigen. Diese Zeit wird wieder kommen, bestimmt.
Ich freue mich immer wieder mit dir zu telefonieren, ruf mich einfach an.
Liebe Grüße Maria
LikeGefällt 1 Person
Maria Neapel machen wir 👍😊❤️
LikeLike
Ja auf jeden Fall!❤️Mona mit allem drum und dran😎
LikeGefällt 1 Person
Im Schatzkästchen der Erinnerungen kramen ist einfach schön.
Ich lasse dir eine Herzensumarmung und Segen da!
M.M.
LikeLike
Jetzt war ich doch schon so oft in Italien. Ich bin aber immer nur bis Rom gekommen. Wenn die Pandemie vorbei ist muss es Neapel sein. Obwohl dieser schöne Beitrag schon einen speziellen Einblick gibt.
LikeLike
Lieber Walter, danke für deine Rückmeldung.
Für mich ist derzeit Neapel auch unerreichbar. Da das Reisen im Moment sehr kompliziert ist, schreibe ich einfach aus meinen Erinnerungen heraus. Durch die Recherchen im Netz und durch meine Reisenotizen in den Büchern ist es auch für mich sehr spannend darin zu lesen. Ich frische sozusagen meine Erinnerungen wieder auf. Aber sobald das Reisen wieder machbar sein wird, zeige ich gerne meinen Leuten Neapel. Es wäre schön, mit einer Truppe Blogger durch die Gassen zu schlendern. Nur bis dahin bleibt mir nichts anderes als meine Erinnerungen zu teilen. Liebe Grüße aus dem Dreiländereck, Maria
LikeGefällt 1 Person
Liebe Maria,
deine Technik, Artikel zu schreiben ist schön. Erinnerungen sind oft kostbar. Wenn du dazu noch auf Notizen zurückgreifen kannst ist das wunderbar – wie deine Art der Beschreibung. Mit einem Trupp Blogger durch die Gassen zu schlendern ist ein verlockendes Bild. Aber als erstes nach der Pandemie werde ich wohl mein geliebtes Ligurien besuchen. Grüsse aus der Schweiz.
LikeLike
Dankeschön 🦋
LikeLike
Mich würde mal interessieren, wie der Inhaber auf den Namen kommt 🙂
Es ist sehr schwierig richtig gutes Eis herzustellen, das können nur sehr wenige wirklich gut und genau das sind die Juwelen, die es wert sind, entdeckt zu werden.
Weißt du, ich mag deine Reiseberichte, du hast eine ganz besondere Art davon zu erzählen und vor allem ist jetzt die perfekte Zeit alte Schätze wieder hervorzukramen …
wundervoll !
LikeLike
Der Name entstand aus Isidoro Odin dem Gründer und seiner Ehefrau Onorina Gay, Gay-Odin.
Es ist wahrhaftig nicht einfach gutes Eis herzustellen, denn alles hängt von der Qualität und dem Preis ab.
Aber es sind genau diese kulinarischen Erinnerungen die mich dazu bewegen über diese Schätze zu schreiben.
Rhiannon ich danke dir für den Austausch den wir durch das Schreiben haben, du motivierst mich in meinen Schreibgedanken. Liebe Grüße Maria
LikeGefällt 1 Person
in der Kindheit meines Mannes hatte er ein Eisgeschäft in seiner Nähe, jeden Tag frisch gemacht und nachdem die Eisbetreiber einkaufen waren, gab es zB keine Erdbeeren mehr …
Günstig – billig – Ramsch
oder fairer Betrag für entsprechende Qualität
Es ist immer die Frage leisten können – leisten wollen?
Liebe Maria, ich danke dir für deine lieben Worte, in dir stecken noch so viele Worte, die fließen wollen.
Die beste Lehrerin ist immer noch dein eigenes Herz und dein Bauch.
Fühl dich umarmt.
LG
Rhiannon
LikeLike
Stimmt natürlich, dann waren die Erdbeeren weg und durch die Nachfrage die Beere unerschwinglich, klingt aber nach einem sehr guten Eis.
Ja ich glaube es ist die richtige Zeit um das Wort rauszulassen, ich mag den Austausch mit dir sehr.
Ich schreibe gerade bei einer Tasse Tee…lieber Gruß Maria
LikeGefällt 1 Person
klasse 🙂
dass du wieder schreibst 🙂 …. spricht dafür, dass deine Augen wieder ok sind ….
LikeGefällt 1 Person
Es ist aber nicht mehr wie früher…es strengt mich auf jeden Fall schneller an…das Lesen
LikeGefällt 1 Person
weißt, vielleicht hat das auch was Gutes … Licht findest bei Schatten am Ehesten 🙂
LikeLike
Verstehe ich nicht ganz…
LikeLike
Viel lesen bedeutet mitunter „überlesen“ .. wenig lesen kann heißen, dass du dich mehr auf das wenige konzentrierst
LikeGefällt 1 Person
ja genau, die Zutaten sind extrem wichtig für gutes Eis, wenn man gute hat, ist es weniger wichtig, ob man es mit der Maschine herstellt oder ohne
LikeLike
Nur mit guten Zutaten ist eine gute Qualität garantiert. Wenn man Eis mit Handgeräten herstellt wird die Herstellung ungleichmäßig grober, eben handgefertigt.
LikeGefällt 1 Person
ich mache es immer ohne Geräte, ist trotzdem gut, kommt nur darauf an, welche zutaten man nimmt und wie man es auftauen lässt und natürlich, welche Vorflieb en man hat
LikeLike
Stimmt und mit der Handverarbeitung schmeckt es eben noch besser
LikeGefällt 1 Person
Das wird bestimmt mit deinem Urlaub in Italien klappen.
Du wünschst es dir ja so doll und die Viren werden im Sommer verschwinden.
Ich wünsche es dir sehr.
Liebe Grüße Heike
LikeLike
Ich danke dir für dein Mitgefühl 🦋
LikeLike
ach, italien ❤ diese kleinen schätze!
LikeLike
Stimmt Italien ist voll von Schätzen. Danke das du auf meiner Seite vorbeigeschaut hast. Liebe Grüße Maria
LikeGefällt 1 Person
gerne, hübsch hast du es dir hier eingerichtet!
LikeLike
Danke und ich muss das Kompliment zurückgeben 🦋
LikeGefällt 1 Person
Jetzt habe ich Fernweh, ich liebe Neapel und hoffe, mein Weg wird mich irgendwann zurück führen. ❤️ Sovely
LikeLike
Das hoffe ich auch Sovely. Nur im Moment bleibt uns nur darüber zu schreiben, lesen und träumen. Maria🦋
LikeLike
❤️
LikeGefällt 1 Person
Danke für den Bericht, Maria, ich werde ihn nochmals lesen, wenn wir wieder nach Neapel fliegen können. Wir mussten unsere geplante Reise im März letzten Jahres ja leider stornieren. 😦
Liebe Grüße von Susanne
LikeLike
Susanne es wird wieder die Zeit kommen in welcher wir wieder Reisen können. Auch nach Neapel.
Lieber Gruß Maria
LikeLike
Ja, Maria, ganz sicher, mein Sohn und seine Freundin haben fest vor, dieses Jahr nach Neapel zu reisen. Mal schauen, ob es klappt. Sie entscheiden das kurzfristig, wie es möglich ist.
Liebe Grüße von Susanne
LikeLike
Es würde mich sehr freuen, wenn es wieder möglich ist. Ganz besonders freue ich mich, wenn es Menschen wie dich und dein Sohn gibt denen Neapel gut gefällt. Liebe Grüße Maria
LikeGefällt 1 Person